Dienstag, 27. Dezember 2011

Mach die Augen zu.

Schweigend, leer und ausgeweint steht sie vor dieser Tür; weiss, dass sie klingeln wird, mit einer schmerzenden, leichten kleinen Hoffnung im Herzen, welche sich allerdings wie ein Dolchstoss anfühlt. Soll sie es wirklich tun? Möchte sie dies wirklich? Nein, wollen ist etwas anderes, aber sie muss! Bis eben war sie sich da zumindest noch sicher.

Mach die Augen zu und küss mich
Und dann sag, dass du mich liebst.

Dann klingelt sie. Er öffnet. Dieser wundervolle, schöne Mensch, den sie so tief in ihrem Herzen spürt. Noch immer fühlt und... liebt? Der Dolch sticht erneut zu. Er strahlt ihr mit seinen unbeschreiblich tiefen Augen ins Gesicht und küsst sie voller Zärtlichkeit.

Ich weiß genau, es ist nicht wahr,
doch ich spüre keinen Unterschied wenn du dich mir hingibst.
Mach die Augen zu und küss mich,
mach mir ruhig etwas vor.

Es ist alles so wie immer, so scheint es zumindest; sobald er sie in seinen Armen hält, sie seine Wärme fühlt und sie seinen Herzschlag spürt, fühlt sie sich angekommen und wohl. Und sie lässt es geschehen. Geht darauf ein. Sie vergisst alles um sich herum. Es ist nur noch der Moment der zählt und die Welt steht still. Wie immer, wenn sie ihn fühlen kann.

Ich vergesse was passiert ist
Und ich hoffe und ich träume ich hätt dich noch nicht verlorn.

Nun steht sie da, sich in seinen Armen wärmend und ist glücklich und schwerelos. Er umschliesst sie. Und dennoch, trotz all der Nähe und Vertrautheit, rinnen ihr jetzt Tränen über die Wangen. Unbemerkt. Die Tränen brennen, weil sie nun die Wahrheit kennt bzw. sie die Wahrheit endlich realisiert hat. Da ist es wieder, dieses unbeschreiblich schmerzende Messer in ihrem Herzen.

Mach die Augen zu und küss mich,
Ist es auch das letzte Mal
Lass uns den Moment des Abschieds noch verzögern,
Lass mich jetzt noch nicht allein mit meiner Qual.

Und dieser Schmerz erinnert sie nun an ihr Vorhaben, ruft es ihr wieder ins Gedächtnis. Der Grund, warum sie hier ist. Ein anderer als sonst. Dieser Moment voller Schönheit wird zerrissen. Es kann sich nur noch um Minuten handeln. Sie wird gehen, sie will gehen. Will sie das? Nein, wollen ist etwas anderes, aber sie muss! Bis eben war sie sich da zumindest noch sicher.

Mach die Augen zu und küss mich,
Mach mir ruhig etwas vor.
Wenn du willst kannst du dann gehn,
Aber denk dran ohne dich ohne dich bin ich verlorn.

Dieser eine, letzte Moment brennt sich in ihre Seele und ihr Herz. Den Stich des Messers wird sie wohl nie vergessen. Und dennoch, wegen diesen kurzen Momenten des Glücks, wird sie ihm wohl trotzdem ewig dankbar sein. Paradox eigentlich, tiefe Dankbarkeit, unbeschreiblicher Schmerz und grosse Gefühle.

Sie löst sich von ihm und schaut noch einmal in die wunderschönsten Augen, auf den wundervollsten Mund, in das zärtlichste Gesicht. Dann dreht sie sich um und geht. Das Klacken ihrer Stiefel hallt im Treppenhaus und nur der Gedanke an ein weitergehen lässt sie nicht fallen. Obwohl sie nichts mehr als das möchte. Fallen in die Tiefe. Sie wird ihn nie wieder sehen. Und wohl nie vergessen.

Mach die Augen zu und küss mich

Eine Tür fällt zu. Sie ist weg.



Mach die Augen zu...

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