Sonntag, 3. April 2011

Zeige mir den Mond.

„Komm," hast du mir ins Ohr geflüstert, „ich möchte dir den Mond zeigen!" und nahmst meine Hand; es fühlte sich wundervoll warm an.

Zappenduster war es - so pechschwarz, dass man den Weg durch den dicht verwachsenen Wald nur als helleren Schattenstreifen erkennen konnte. Ganz eng umschlungen gingen wir, weil so manche Baumwurzel, die in den Weg hineinwuchs, uns stolpern ließ. Aber so eng beieinander konnten wir nicht stürzen, wir hielten uns gegenseitig und fühlten uns sicher. Einander Halt gebend.

Der Weg wurde mittlerweilen ziemlich uneben. Die Anhöhe des Hügels schimmerte silbern, als wir aus dem Wald heraustraten; doch es ging sich nun leichter - freier - als im dichten Wald. Uns nur noch an den Händen haltend und dennoch fühlten wir uns stark durch den sicheren Griff des anderen. Ein wundervoller Sternenhimmel hatte sich aufgetan, als wir den Waldrand verließen. Eine beruhigende Stille herrschte vor. Nichts war zu hören außer unser tiefes, regelmässige atmen und unsere Schritte, welche uns gleichmäßig hinauf führten.

Oben angekommen stand er vor uns. Eine riesige, weissgoldene Scheibe, tief am Himmel. Der Mond. Ganz knapp nur über einem Wäldchen, vor dem ein kleiner See, mit flüssigem Silber gefüllt, Nebelschwaden aus dem Schilf steigend, beinahe kitschig erschien.

Du hattest mich von hinten umarmt, fasziniert und gefesselt schaue ich auf den Mond, durch seine Größe und das Licht erschien er mir beinahe „laut". Und so hast du mich betrachtet und bliebst still, als wir uns auf die Bank setzten, denn ich war weit weg und dir gerade dadurch so besonders nah.

Ein unbeschreiblicher Moment des Glücks und ich bin dir zutiefst dankbar, dass du mir den Mond gezeigt hast.

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