Die Vorstellung bzw. meine Leseempfehlung für den Februar 2014 im Rahmen der BuchBlogParade von Eva Maria Nielsen steht an. Dieses Mal fällt meine Wahl auf einen Klassiker, welcher wohl schon von Vielen unter euch bereits gelesen worden ist. Nichts desto trotz habe ich ihn gewählt. Ich mag ihn doch sooo!
"Ich hab immer alles hingeschmissen. Ich bin bei den
Pfadfindern wieder raus, genau wie aus dem Kinderchor und dem Schulorchester.
Hab meine Morgenzeitungstour hingeschmissen, der Kirche den Rücken gekehrt, mit
dem Basketballtraining aufgehört. Ich habe das College aufgegeben, bin hart am
Militärdienst vorbei, Tauglichkeitsgrad 4-F wegen psychischer Labilität, ging
danach zurück auf die Uni, um es noch einmal zu versuchen, nahm ein
Doktorandenstudium in Englischer Literatur des neunzehnten Jahrhunderts auf [...]
und schmiss das Ganze dann kurz vor dem Abschlussexamen hin. Ich heiratete,
trennte mich und ließ mich scheiden [...] So ziemlich das einzige, was ich
nicht hingeschmissen habe, war das Sommerlager. Und davon erzähl ich euch
jetzt.“
So beginnt die Geschichte dreier Looser aus der Sicht des Einen der Dreien. Felix. Der Einunddreissigjährige schlägt sich in San
Francisco mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis sein älterer Freund Herbert
Vogelsang mit einem wagemutigen zwar, aber äusserst lukrativen Vorschlag
vorbeikommt. Vogelsang hat in den Hügeln des Mendocino County in
Nordkalifornien 160 Hektar Land gekauft und will dort im Sommer
zweitausend Marihuana-Pflanzen anbauen. Der Gewinn, schätzungsweise einenhalb
Millionen Dollar, würde dann geteilt werden.
Felix nimmt dieses Angebot an und wechselt seinen Wohnort
für neun Monate in das, wie er es nennt, "Sommerlager". Er nimmt zusätzlich
noch zwei Freunde in die Pflicht, Phil und Gesh, welche ihm bei der Arbeit unter die Arme greifen sollen
und dafür jeweils ein Drittel von Felix Anteil erhalten.
Das ganze Vorhaben steht natürlich von Anfang an unter
einem eher unglücklichen Stern. Bösartige Highway-Polizisten, neugierige
Nachbarn und allerlei weitere Widrigkeiten sorgen dafür, dass die drei Freunde
immer paranoider, frustrierter und ungeduldiger werden. Immer deutlicher
zeichnet sich dann auch der Misserfolg des Unternehmens ab.
Ehrlich, eine abgefahrene Männerstory, in der es um alle
Arten von Drogen, geil sein, unerfüllte Hoffnungen und im Schlamm wühlen soll
begeistern? Yep, aber sowas von. Mich hat sie fasziniert und vor allem zum Lachen gebracht. Boyles
aussergewöhnliche Freude an ausgefallenen Details, welche mit sprachlicher
Brillianz zu überzeugen weiss, lassen diesen Roman wahrlich nie langweilig
werden. Mich zumindest nicht.
"Vogelsang war nervös, wie ein Flakhelfer vor dem
Feindanflug" oder "[...] Marlon [...], dessen massive Oberschenkel und Arschbacken
sich um das Mopet legten, wie eine Amöbe um ein Nahrungspartikel [...]" sind nur zwei Beispiele orgineller
Vergleiche, auf welche man sich beinahe auf jeder zweiten Seite freuen darf.
T.C. Boyle ist für mich ein ganz grosser Erzähler der Verlierer. Irgendwie. Es sind schräge Verlierer, welche jeweils äusserst liebevoll und mitfühlend behandelt werden. Meine Empfehlung: ein geniales Buch voller Humor und Paranoia, guter Lesestoff für langweilige Tage und Nächte. Lesen!
T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung. (dtv Verlag, ISBN-10: 3-423-20774-4, Originaltitel: Budding Prospects, Erschienen: 1. Februar 1984)
Weitere
Teilnehmer dieser tollen BuchBlogParade werde ich heute Abend untenstehend verlinken. Bereits jetzt nachlesen könnt ihr folgende Beiträge:
"Die Rosen von Montevideo" von Carla Federico bei: Eva Maria Nielsen
"Jacobs Zimmer" von Virgina Woolf bei: Susanne Gurschler
"Viviane Élisabeth Fauville" von Julia Deck bei: Kölner Leselust
"Ich weiß, dass du lügst" von Paul Ekman bei: Angela Gaede
"Die Prinzen von Irland" von Edward Rutherford bei: Gudrun Plett
"Deutschland vegetarisch – köstliche Speisen ohne Fleisch" von Stevan Paul bei: Werner Lampert Blog;
"1Q84" von Haruki Murakami beim:Reisepaar
1 Kommentar:
Ja, das sit ein toller Erzähler, mit so einer wunderbaren und ungewöhnlichen Perspektive, dass einige Sätze sich einfach ins Hirn brennen. Danke für die Rezension.
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